Geschichte, in und um WESTUM
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Viele wissen mit dem Namen Westum nicht mehr viel anzufangen; denn durch die vielen im Laufe der Zeit entstandenen Bebauungspläne ist die Bauerschaft als solche verschwunden.
Von den folgenden Bauerschaften, die im 12. bzw. 13 Jahrhundert erwähnt wurden, war Westum an Grösse wie auch an seelenzahl den anderen weit voraus.
Die genannten Bauerschaften sind:
1. Lintlohn oder Lintlo - später Ahlintel.
2. Isingdorp oder Isingthorp - ist Isendorf.
3. Ripanforcht (Lage ist nicht bekannt)
4. Ostenheim, Astenheim - ist Austum.
5. Westenheim - ist Westum.
6. Dorpbuerschopp - ist Dorfbauerschaft
7. Hollage - ist Hollingen.
8. Veltrop - ist Veltrup.
Die Grösse der Bauerschaft Westum sei mit folgenden Umrissen gezeichnet:
Die Wirtschaft Laumann "Diek-Wülm" Rheinerstrasse, war das erste Haus, das zu Westum gehörte. Ebenso gehörten Dahlmann (Grotthoff), der Hof Bisping an der Ems, Fark (Laumann), Theissing (Pohlmann), Hummert, Diekhues und Dalleiger zu Westum.
Alles Gelände das diesseits der Rheinerstrasse bis zur Neuenkirchener Strasse reichte, sowie das Venn gehörten zur Bauerschaft Westum. Die westliche Grenze hielt das Anwesen Hof an der Mesumer Grenze. Die südliche Grenze von Westum bildete die Neuenkirchener Strasse, Borghorster Strasse, Kolpingstrasse, Lange Strasse zurück bis Laumann, Rheinerstrasse.
In diesem Gebiet lag auch wohl eine der ältesten Ackerstellen von Emsdetten, der sogenannte
"  H ü n n i n g r o d e r   E s c h  "
Dieser erstreckte sich von der Borghorster Strasse bis zum Dreisk (Bernhard Strasse). Nutzniesser waren der Niemeringhoff, ein verschollenes Erbe (später unter den Namen " Rheiner-Armenland" bekannt), ferner Prenger, Deitmar, Overbeck, Westum, dem grössten Teil angehörte, der Distrikt von der Lange Strasse bis Bernhard Strasse.
Die Erben sind ausgestorben und die grundstücke verkauft. Den grössten teil kaufte Dahlmann (Grauthoff).
Über die Urbevölkerung ist wenig bekannt. Heidenkiärkhoff in Westum ist eine uralte begräbnisstätte. Viele Urnen sind dort schon gefunden worden. Ebenso fand man in der nähe der Höfe Bisping sowie Theisselmann ( Pohlmann) Urnen. Die 1. Liste mit Namen der Bewohner der bauerschaft stammt vom 1. Januar 1498. Die Liste wurde angefertigt, als im Jahre 1497 der Bischof von osnabrück Konrad von Riedberg zum Bischof von gewählt wurde, und damit auch zum Landherrn des Hofstiftes Münster. Aus diesem Grunde beschloss der Münsterische Landtag in Larbrok bei Roxel unter freiem Himmel eine sogenannte Willkommensschatzung (Steuer) auszuschreiben. Alle über 12 Jahre alten (sogenannten Komunikanten) mussten eine steuer von 2 1/2 Schilling bezahlen. (Geldwert etwa 25 Pfund Roggen)
Die Namen der Westumer sind folgende:
Hinrich thou Dale - 5, Dahlmann-Grotthoff,
Joan thou Brokotten - 4, Brokkötter-Linnenbaum
Gerd tho Brokes Erve - 3, Bröker,
Joan tho Varwyck - 5, Fark-Laumann,
Joan tho Buddenbecke - 3,
Joan tho Bisping Hove - 7, Schulze-Bisping,
Bernd tho Buttenbecke
Joan tho Humberting - 6, Hummert,
Alke for Lyftucht - 2,
Gerd tho Buttenbecke - 
Koeter-Kötter - 2, ausgestorben,
Joan tho Overbecke - 3, ausgestorben (Bisping),
Hermann thou Botelshusen - 2, Middelhoff,
Bernd tho Hinriking - 5, Hinterdind (durch Erbe zu Middelhoff gekommen),
Joan tho Schmalenbrock - 3, Schmalenbrock,
Hinrich tho Brinkhusen - 5, Pohlmann,
Joan tho Feldkamp - 2, Beering.
Die Zahlen hinter den Namen bedeuten die Anzahl der Komunikanten. Nicht alle schienen aufgeführt zu sein, denn solche die arm waren, brauchten keine Steuern zu bezahlen.
Neben diesem Verzeichnis liegt eine vollständige Einwohnerliste von Emsdetten vor. Diese Liste wurde auf Veranlassung des Landfürsten Christoph-Bernhard von Galen vom 21.11.1666 angefertigt. In der folge wurde es dem Pfarrer zur Pflicht gemacht sämtliche Einwohner eines Kirchenspieles namentlich, nach Alter und Geschlecht aufzuführen. Im Kirchenspiel Emsdetten besorgte dieses Pfarrer Bernhard Buenik, der von 1754 bis 1679 in Emsdetten amtierte.
Viele der damaligen Geschlechter sind bis auf den heutigen Tag überliefert, besonders bei grösseren Besitzungen. In damaliger Zeit kam es vor, dass man in Schoppen, Schüren, Backhäusern,  ja sogar im Schafstall wohnte, denn unter den Durchzügen des 30 jährigen Krieges hatte Emsdetten doch arg zu Leiden gehabt.
Erwähnt werden muss auch  dass die eingetragenen Geburtsdaten nicht immer stimmten. Denn nur mit der Arbeit nahm es genau. Es soll auch vorgekommen sein, das Geburten erst Tage, ja sogar Wochen später angezeigt worden sind. Deshalb sollten alle Zahlen mit Vorsicht genossen werden.
Hier einige Zahlen aus vergangener Zeit:
 
Bevölkerung um 1660:
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Dorf  Emsdetten
Westum
Hollingen
Austum
Ahlintel
Veltrup
Isendorf
Dorfbauerschaft
insgesamt:
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591 Personen
215 Personen
172 Personen
160 Personen
133 Personen
95  Personen
89  Personen
73  Personen
1528 Personen
Häuser um 1797
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Westum
Ahlintel
Hollingen
Austum
Dorfbauerschaft
Veltrup
Isendorf
Kirchspiel Hembergen
insgesamt:
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77 Häuser
51 Häuser
49 Häuser
45 Häuser
28 Häuser
28 Häuser
26 Häuser
29 Häuser
518 Häuser
Die Einwohnerzahlen in der Folge stieg stetig. der grund dafür ist wohl in erster Linie auf den Verkauf der Marktgrundstücke zurückzuführen. Die Emsdettener hatten eine eigene Mark. d. h. alle Grundstücke und Böden, die nicht Eigentum waren, dienten den Alteingesessenen zur gemeinsamen benutzung, zur Hude (Weide), zum Plaggen- und Suddenstich (Grasnarbe) und zum Holzeinschlag. Eben diese Markengrundstücke wurden zum Kauf angeboten, die mit Wohnhäusern überbaut wurden. Bereits gab es im Jahre 1810, 2916 Einwohner und 1813, 3130 Einwohner. Die Bewohner von Westum beschäftigten sich in der Hauptsache mit der Weberei. Sie waren in der Umgebung als solche bekannt, und man bedachte sie mit dem Spottvers:
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Dettsken Dott,
Heiden Kllott,
dött mi leed,
dak`t  seggen mott.
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Einige gingen auch im Sommer mit Sense, Haar und Splitt nach Holland. Andere stachen Torf, was auch eine mühselige Arbeit war. Es kostete zu jener Zeit - 1820 -  ein Fuder harter Torf (1 000 Stück) 15 silbergroschen, anderer Torf 10 silbergroschen, ein Fuder holz einen Taler.
Schlimme zeiten waren die jahre 1817 bis 1818, die sogenannten Hungerjahre, die zwar den Landwirt nicht so trafen wie den Dörfer. Aber die Missernte in den folgenden Jahren brachten auch den Landwirt in Not. In dem Jahre 1825 ist es dann wieder eine Dürre. Daher gab zu vermelden das 1/3 weniger Stroh, die Frucht- und Flachsernte schlecht und der Buchweizen, gar ohne Ernte gewesen sei. Auch blieben die " Dettsken " im Jahre 1832 von Krankheit nicht verschont. An der Typhusepidemie, waren 92 Menschen erkrankt, und 32 gestorben sind. Doch kaum war die Epidemie vorüber, wurden sie erneut von einem Schicksalsschlag heimgesucht.  Am 14. juli 1832 vernichtete ein Hagelschlag die ganze Frucht.  Der damalige Bürgermeister schrieb einen Bericht an den Landrat, aus dem ein kleiner Auszug bekannt wurde.
" Euer Wohlgeboren, beehre ich mich gehorsamst zu berichten, dass hiesige Gemeinde und das Kirchspiel Hembergen am 14. dieses Monats, abends um 5 3/4 Uhr, durch ein fürchterliches Gewitter und starken Hagelschlag heimgesucht ist.
Die ganze Luft war verfinstert und es fielen Hagelkörner von der Grösse eines Taubeneis, welche in der Zeit von 5 Minuten im hiesigen Dorf und in den Bauerschaften über 20 000 Fensterscheiben zerschlugen."
Der Bürgermeister zählte dann weiter auf, wie Häuser abgedeckt, und Schoppen umgeworfen wurden, wie die Früchte verdorben sind. Roggen, Hafer, Buchweizen, Bohnen erbringe garkeinen Ertrag. Auch Hanf und Flachs, das wichtigste Material für das heimische Weberhandwerk sei am Boden zerstört worden.
Nachstehende Tabelle zeigt in etwa was das Unwetter nur im Scheibenbereich anstellte. Wir dürfen uns aber nicht die fensterscheiben in dem heutigen Ausmass vorstellen, sondern die sogenannten Butzenscheiben.
Dorf Emsdetten
Dorfbauerschaft
Westum
Austum
Hollingen
Ahlintel
Isendorf
Veltrup
Hembergen
8968 Scheiben
1590 Scheiben
2646 Scheiben
1983 Scheiben
1567 Scheiben
785 Scheiben
262 Scheiben
179 Scheiben
20175 Scheiben
Da gerade Erntezeit war, spendeten die Nachbargemeinden Mesum, Rheine, Rodde, Hörstel, Saebeck und andere gemeinden: Roggen, Gerste, Hafer, Bohnen, Möhren, Kaps, Erbsen, Kartoffeln und anderes mehr; die Fuhrwerke mussten selber gestellt werden. Das Saatgetreide für den Herbst wurde von der Gemeinde beschafft und ausgegeben, wozu aus der Umgebung Gelder gestiftet wurden. Der Gesamtschaden soll sich auf 39 149 Taler belaufen haben.
12 Jahre später, am 9. Juni 1844 war wieder ein grosser Hagelschlag, dessen Schaden mit 20 570 Talern angegeben wurde. Zu all diesem Schaden war der Blitz 1844, zweimal  in die Kirche eingeschlagen. Sie musste am 14. April 1844 polizeilich geschlossen werden. In einer Scheune wurde notdürftig Gottesdienst für mehrere Jahre gehalten, bis der neue Bau fertig war. Zu dieser Zeit, sprengte die Einwohnerzahl bereits erstmalig, die 4000er Grenze.
Auch die folgenden Jahre waren nicht verheissungsvoll für unsere Vorfahren. Denn Hungerjahre und Krankheiten begleiteten sie in fast regelmässigen Abständen. Die alten Emsdettener erinnern sich sicher noch wie ihre Eltern über  sogenannte "Quierekjaohren" zu berichten wussten. In Ermangelung an Brot und Getreide hat man die Quecken getrocknet und gewaschen und dem Brot beigetzt.
Aber unsere fleissigen Weber, Kötter, und bauern überstanden die Misstände.
Der Bahnbau brachte für viele Arbeit in den Jahren 1853/55. Wenn auch die Arbeit schwer war, - sie mussten von 6 Uhr früh bis 7 Uhr abends mit der Schiebkarre den Sand von Recker`s Hügel holen und für einen Tagelohn von erst 35 Pfennig, später 60 Pfennig.- So hatte man doch einen Verdienst, wenn er auch sauer erarbeitet wurde.
Die Industrialisierung zeigte weiteren Fortschritt. Ende der 60iger Jahre und später entstanden mehrere Fabrikgebäude die Arbeit und Brot brachte.
Als dann um 1880 die Juteindustrie hier Fuss fasste, erlebte der Ort einen mächtigen Aufschwung und das Ortsbild veränderte sich von Tag zu Tag.